Tierkommunikation

 

Sie ist eine der interessantesten Dinge, mit denen ich mich je beschäftigt habe. Eigentlich hätte ich nie gedacht, dass ich mich jemals dafür interessieren würde, da ich seit meiner Jugend ein eher skeptischer Mensch bin.

Ein Schlüsselerlebnis hatte ich vor mehr als 20 Jahren mit meiner ersten Boxerhündin Sina. Ich gönnte mir damals eine kleine Auszeit auf der Couch und döste vor mich hin. Sina lag in ihrem Korb neben mir. Plötzlich fuhr mir der Gedanke durch den Kopf, dass es längst Zeit war, ihr Futter anzurichten, denn Sina bestand bei ihren Mahlzeiten auf Pünktlichkeit.

Vor meinem inneren Auge sah ich mich ihren Futternapf füllen, da erhob sich Sina und lief in die Küche, wo sie erwartungsvoll vor ihrem Napf stehen blieb.

Zufall, könnte man sagen und ähnlich habe ich damals auch gedacht. Aber das kleine Erlebnis ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich versuchte öfter sie in Gedanken zu rufen, worauf sie jedoch nicht reagierte. Also hakte ich das Thema als Hirngespinst ab.

Aber irgendwann las ich dann irgendwo zum ersten Mal über Tierkommunikation und die Faszination war da. Sie hat mich bis heute nicht mehr losgelassen.

Leider war es zuerst nicht viel, was ich zu dem Thema fand und auch meine bescheidenen Versuche mit meinen Hunden zu sprechen brachten kaum Erfolge. Trotzdem habe ich mit Sina am Tag ihres Todes, als sie in meinen Armen eingeschläfert wurde ausgemacht, dass sie zu mir zurückkehren soll. Das hat sie getan, sie ist nach 3 Jahren als Danny zu uns zurückgekehrt. Doch das haben wir erst viel später an vielen kleinen Eigenheiten und Merkmalen festgestellt, die Sina und Danny gemeinsam hatten.

Auch mit Sinas Nachfolgerin Lara wollte meine Kommunikation nicht so recht klappen, schließlich gab ich meine Versuche mehr oder weniger auf. Als Lara mit nur 5 Jahren an Krebs erkrankte und eingeschläfert werden mußte, vergaß ich vor Kummer auch noch, mit ihr ein Wiedersehen zu vereinbaren.

Nach Lara kam Buffy in unsere Familie und mit ihr und Danny kam es dann endlich zu ersten Gesprächen. Ausschlag gab das Buch von Emelie Kinkaide: "Tierisch gute Gespräche". Dann las ich in der Zeitung einen Artikel über eine Tierkommunikatorin in meiner Nähe und kontaktierte sie, weil es ein Problem mit einem meiner Hunden gab.

Selbst war ich noch nicht sehr erfolgreich bei der Kommunikation mit meinen Hunden und wenn sie mir einmal Antwort gaben, zweifelte ich meist an dem, was ich zu hören glaubte. Den Durchbruch brachte dann eine Kleinanzeige in der Zeitung, die mich auf eine Übungsgruppe aufmerksam machte. Ich war natürlich sofort dabei.

Mein erstes richtiges Gespräch mit meinen eigenen Hunden hatte ich kurz darauf auf dem Weg in den Urlaub. Während der langen Fahrt begann ich mit Buffy und Danny zu sprechen. So fragte ich Danny: "Wie geht es dir im Moment?" Er antwortete: "Schlecht, muss Kotzen."

Da ich nicht sein lautes Würgen gehört hatte, mit dem er normalerweise seinen Magen entleerte, dachte ich, mich wieder einmal geirrt zu haben. Doch als wir kurz darauf anhielten und die Hunde rausließen, sah ich die Bescherung. Danny hatte sein Frühstück vor sich ins Auto gespuckt.

Seither weiß ich, dass ich mich mit meinen Tieren unterhalten kann. Es klappt zwar nicht immer perfekt, was jedoch an meiner manchmal mangelnden Konzentration liegt.

Doch ich mußte leider auch erfahren, dass es nicht immer schön oder gar lustig ist, was meine Tiere mir mitteilen.

 

 

Todesankündigung:

 

An einem milden Sommerabend saß ich allein auf der Terasse und blickte zu den Sternen hoch. Ich dachte an Lara, über deren allzu frühen Tod ich auch nach 5 Jahren noch nicht hinweggekommen war. Ich begann mit ihr zu sprechen fragte sie, wie es ihr ging, dort oben. Was ich genau fragte, weiß ich nicht mehr, doch sie gab wie immer bereitwillig Auskunft in Worten und Bildern, die sie mir sandte.

Plötzlich sagte sie unvermittelt: "Die Buffy kommt bald zu mir."

Ich war geschockt. Buffy? Nein, das konnte, durfte nicht sein. Sie war doch geradet einmal 5 Jahre alt. Ich hatte sie kurz zuvor kastrieren lassen, damit sie nicht mehr von ihrem ständigen Babywunsch geplagt wurde. Danach machen wir es uns schön, hatte ich ihr versprochen, keine Hormonstörungen mehr, keine Läufigkeit. Ich hatte ihr von tollen Urlauben vorgeschwärmt.

Doch Lara blieb dabei: "Buffy kommt bald zu mir."

In meinem Schock wollte ich es nicht wahrhaben, meinte irgendwann, sie hätte nicht Buffy, sondern Danny gesagt. Danny war bereits über 7 Jahre und kränkelte oft. Langsam machte ihm auch sein Leben auf nur 3 Beinen zu schaffen. Selbst der Tierarzt hatte ihm keine große Lebenserwartung zugetraut.

Natürlich wollte ich auch ihn nicht verlieren. Aber schon gar nicht meine lebensfrohe Buffy, die gar nicht genug Spaß und Aktion haben konnte. Und die doch kerngesund war.

Ich verdrängte Laras Aussage, redete mir ein, meine Phantasie habe mir einen bösen Streich gespielt. Wir fuhren in Urlaub, den Buffy fröhlich genoß und kamen auch wieder gut zuhause an.

An einem Samstagmorgen, etwa 6 Wochen später rief ich Buffy zum Frühstück herein. Wie so oft stand sie am Gartentor um der Nachbarschaft lauthals kundzutun, dass sie aufgestanden war. Sie kam angerannt, stellte sich neben Danny an den Futterständer und begann zu fressen. Doch plötzlich wurde sie ganz steif und fiel einfach um. Wir brachten sie noch in die Tierklinik, ließen sie operieren doch man konnte ihr nicht mehr helfen. Einen Tag nach der OP war sie tot.

Seither habe ich kaum mehr gewagt, mit Lara zu sprechen. Obwohl sie Buffy natürlich nicht getötet hat. Sie hatte nur ihren Tod vorausgesehen und es mir ehrlich erzählt. Seither weiß ich, dass unsere verstorbenen Tiere in die Zukunft sehen können.

 

 

 

Buffy und die Katzen:

 

Eines Nachts fiel es mir schwer einzuschlafen, weshalb ich beschloß, mit meinen Tieren zu sprechen. Doch weder Danny noch Robin hatten Lust dazu, sie wollten schlafen. Also sprach ich mit Buffy. Es war warm im Schlafzimmer und ich hatte das Fenster offen stehen. Irgendwo in der Nachbarschaft stritten sich ein paar Katzen lautstark. Seit einiger Zeit gab es anscheinend ein nächtliches Katzentreffen von 4 oder 5 Tieren in den Gärten. Das Gezanke irritierten mich  und ich fragte Buffy: "Hörst du die Katzen auch streiten?"

"Ja, ich höre sie auch", gab sie mir zur Antwort und fügte dann hinzu. "Noch heute Nacht wird eine von ihnen überfahren werden."

Wie immer glaubte ich erst einmal mich verhört zu haben. Aber da mir Buffys Worte nicht aus dem Kopf gingen, suchte ich gleich am Morgen die Straße ab, fand aber keine tote Katze. Also doch ein Hörfehler, dachte ich bei mir und war froh darüber.

Am Nachmittag traf ich dann eine Nachbarin, die mit ihrem Hund spazieren war. Sie redet immer gern und viel, deshalb hörte ich nur mit halbem Ohr hin. Doch dann sagte sie. "Ich bin heute früh mit der Sissi, die Seitenstraße runter gelaufen, da lag dort unten eine überfahrene Katze am Straßenrand." Sie beschrieb mir die Katze, es war tatsächlich ein junger Kater aus dem lautstarken Katzenrudel.

Mir lief es eiskalt den Buckel herunter, Buffy hatte also den Tod der Katze richtig vorausgesehen.

 

 

Robin und sein Roman:

 

Wie ich schon geschrieben hatte, lehnte Robin es meist ab, mit mir zu sprechen. Zumindest, wenn es um ihn selbst ging war er sehr verschlossen. Er behauptete immer, es ginge ihm gut, dabei merkte ich ihm an, dass das nicht der Wahrheit entsprach. Aus seinem Leben bei seinen ersten Besitzern erzählte er nichts, nur manchmal blitzten Bilder auf und ich spürte, dass er sich nicht wohl fühlte. Ob er Schlimmes erlebt hat oder ob er sich "verraten und verkauft" gefühlt hat, ich kann nur darüber rätseln.

Erst nach seinem Tod wurde Robin gesprächig. Erst da gab er zu, wie schlecht es ihm gesundheitlich gegangen war. Er schien sehr erleichtert, sein beschwerliches Leben "los zu sein", wie er mehrmals betonte. Dennoch kam er mit dem Vorschlag zu mir, doch einmal einen Hunderoman zu schreiben, mit ihm als tierischen Held. Ein Roman, in dem er ein schönes Hundeleben führt, das würde ihm gefallen.

Ich brauchte nicht lange zu überlegen und fing an zu schreiben. Manchmal fragte ich ihn, was er von dem hielt, was ich geschrieben hatte, es gefiel ihm gut. So gut, dass er es weiter erzählen wollte. Anders kann ich mir nicht vorstellen, warum er bei einem meiner TK-Übungskurse einer Teilnehmerin Bilder sandte, die ihn inmitten einer Welpenschar als stolzen Papa zeigten. Diese Frau wusste nur von ihm, dass er tot war und hatte ihm die Frage gestellt, wie es ihm ginge. Auch mir kam seine Antwort seltsam vor, Robin war kastriert und hatte nie Welpen gezeugt. Erst etwas später fiel mir ein, dass ich erst wenige Tage zuvor die Szene geschrieben hatte, in der Robin als stolzer Vater inmitten seiner Kinder saß. Wahrscheinlich hatte er mir beim Schreiben über die Schulter geguckt.

Noch bevor der Roman fertig war, bat Robin mich, mit einem Teil des Erlöses arme Hunde zu unterstützen, die besonders im Ausland ein schlimmes Dasein fristen mussten. Das war auch ganz in meinem Sinn, denn im TV und auf Facebook wurde ich immer wieder mit schrecklichen Bildern von gequälten und verhungernden Hunden konfrontiert. Schon lange sann ich darauf, wie ich einen wirksamen Beitrag zu deren Rettung beitragen könnte. Robins Idee war also ganz in meinem Sinn. Und wenn er mir auch noch dabei hilft, sein Buch weitreichend bekannt zu machen, so steht der Verwirklichung unseres Projektes nichts mehr im Weg.

 

 

 

Die Maus:

 

Natürlich versuche ich hin und wieder auch mit fremden Tieren zu kommunizieren, in unserer Übungsgruppe sowieso aber auch einmal, wenn mir ein interessantes Tier begegnet und ich gerade Zeit habe.

So gab es vor zwei, drei Jahren in unserem Viertel eine Rattenplage wegen einem defekten Kanal. Trotz der Hunde liefen auch in unserem Garten hin und wieder Ratten umher.

Eines Tages saß ich auf der Terasse, da sah ich aus dem Augenwinkel etwas helles über die Fliesen huschen. Bis ich richtig hinschaute war es schon hinter einem großen Blumenkübel verschwunden. Ich dachte mir, sprich es doch einfach einmal an und fragte ob es eine Ratte sei. Es schien mir für eine Ratte eigentlich zu hell.

Das Tier gab mir tatsächlich Antwort. "Ich bin eine Maus", sagte es und betonte das Wort "Maus" besonders. "Es sei ein Haustier, erklärte es und freigelassen worden. Es schien sehr unsicher und hatte Angst.

Ich hatte im Garten eine Lebendfalle aufgestellt, denn natürlich wollte ich keine Ratten auf dem Grundstück. Aber Schlagfallen, die die Tiere töten, wollte ich auch nicht verwenden. Wenn sich eine Ratte einfangen ließe, würde ich sie auf unbebautem Gebiet freilassen. Auf diese Weise hatte ich bereits zwei Ratten umgesiedelt. Nun bot ich der Maus an, in diese Falle zu gehen und versprach ihr, dass ich ihr dann ein neues Heim suche.

Doch sie sagte, sie hätte zuviel Angst und wolle lieber frei bleiben. Auch nach mehreren Tagen war sie nicht bereit, mir zu vertrauen. Dann rief mich eines Tages die Nachbarin und sagte, ihr Mann hätte ein seltsames Tier in seiner Schlagfalle gefangen, wohl eine Edelratte. Voll böser Ahnung schaute ich nach und da sah ich sie zum ersten Mal, die "Maus". Es handelte sich um eine junge Rennmaus mit sandfarbenem Fell. Leider war sie tot.

Sie tat mir sehr leid, die Kleine. Hätte sie mir vertraut, so wäre sie am Leben geblieben.

Gerdi M. Büttner 0